Der Gripen – ein Lehrstück über die Schweiz

http://www.tagesanzeiger.ch/schweiz/standard/Der-Gripen–ein-Lehrstueck-ueber-die-Schweiz/story/20416566

Mit der Abstimmung vom 18. Mai über den Gripen endet eine langjährige Grosskampagne. Sie wurde geprägt von Lobbyisten, Ueli Maurers politischem Instinkt und einem neuen konservativen Zeitgeist.

Es riecht nach Kerosin und Bratwurst. Auch politisch liegt etwas in der Luft. Mehr als eine Viertelmillion Menschen sind zur «Air 04» nach Payerne gepilgert, verstopfte Strassen und überfüllte Extrazüge haben sie nicht abgeschreckt. Die grösste militärische Flugschau seit Jahrzehnten ist ein Volksfest, gleichsam der ideelle Boden für den Kauf neuer Kampfflugzeuge. Denn nicht nur am Himmel ist im August 2004 in Payerne etwas zu sehen. In Pavillons stellen vier Rüstungskonzerne die Produkte aus, die sie der Schweizer Luftwaffe verkaufen wollen: EADS den Eurofighter, Saab den Gripen, Dassault den Rafale, Boeing den neuesten F/A-18.

Die PR-Maschinerie ist längst angelaufen, als der Bundesrat 2007 das Projekt für den Ersatz der Tiger-Jets offiziell startet. Denn von Verteidigungsminister Samuel Schmid erwartet niemand Widerstand gegen die Pläne der Luftwaffe, gilt er doch als Mann, der tut, was die Verwaltung will. Christophe Keckeis, der Armeechef, der in der Luftwaffe gross geworden ist, weiss genau, was er will.

Uncle Sam hat Gripen im Griff

http://www.tagesanzeiger.ch/schweiz/standard/Die-NSA-fliegt-beim-Gripen-mit/story/30667718

http://m.schweizamsonntag.ch/ipad/articleView.htm?article=bGluZTJfTkFUX2xpbmUyLTMwXzAzXzIwMTRfU29ubnRhZ19SZWRha3Rpb25fdjFfMTU0NDk5Mw%3D%3D

Der Gripen wird immer amerikanischer. Nicht nur zentrale Teile wie Avionik und Triebwerke werden von US-Firmen hergestellt und geliefert. Sondern, wie Politiker in Bern jetzt festgestellt haben, auch das Kommunikationssystem.

Bisher gingen Insider davon aus, dass die in Ittigen bei Bern ansässige Firma Roschi Rohde & Schwarz etwa das Flugfunkgerät und die Verschlüsselung liefern kann. Umso mehr, als die Rohde-&-Schwarz-Geräte heute schon beim Gripen C/D oder beim Eurofighter zum Einsatz kommen.

beim Gripen E, der Version also, die Verteidigungsminister Ueli Maurer haben will, ist es anders. Die Schweizer Firma sei leer ausgegangen, heisst es. An ihrer Stelle liefere der amerikanische Milliarden-Konzern Rockwell Collins das Kommunikationssystem.

Als Grund sehen Politiker in Bern Druck aus den USA. Weil im neuen Gripen mehr als 60 Prozent US-Bestandteile steckten und der Jet sozusagen als US-Flugzeug betrachtet werde, stellten die Amerikaner Bedingungen, heisst es. Eine sei gewesen: das amerikanische Kommunikationssystem.

Gewollte Folge: Der Gripen kann von den USA kontrolliert und ferngesteuert werden. «Die USA können den Gripen und seine Aktionen sozusagen mit dem Joystick lenken», so ein Insider. Uncle Sam am Gripen-Steuer? Dabei hat der Bundesrat im Zug der NSA-Affäre erst im Februar entschieden, dass er bei der Informations- und Kommunikationstechnik künftig auf Schweizer Produkte setzen will.