Militärische Roboter werden die Kriegführung revolutionieren

Die Entwicklung von Robotern und autonomen Waffensystemen schreitet rasch voran. Der Charakter des Krieges, nicht aber dessen Natur, wird markante Veränderungen erfahren. Vertreter aus mehr als 75 Ländern erörtern ab Montag in Genf, wie autonome Waffen international geächtet werden können.

Unbemannte Waffensysteme, die von Algorithmen gesteuert und dank künstlicher Intelligenz in der Lage sind, militärische Aktionen – auch im Verbund mit konventionellen Verbänden – selbständig durchzuführen, könnten das Kriegsbild künftig drastisch verändern. Davon ist jedenfalls der amerikanische Militärfachmann Frank G. Hoffman, der unter anderem mit wegweisenden Studien zur hybriden Kampfführung bekannt geworden ist, überzeugt.

Gegenwärtig sind solche Einsatzmodelle noch Zukunftsmusik. Forschung und Entwicklung der Militärrobotik schreiten aber Hand in Hand mit der zivilen Automobiltechnologie – mit der industriellen Produktion überhaupt – unaufhaltsam voran. Zurzeit verfügen rund neunzig Länder in ihren jeweiligen Streitkräften über unbemannte Luftfahrzeuge, die für ein breites Aufgabenspektrum verwendet werden können; etwas mehr als zwei Dutzend Nationen haben bewaffnete Drohnen in ihren Arsenalen.

Längerfristig, das heisst im Zeitraum von 2031 bis 2040, sollen autonome Waffen- und Aufklärungssysteme gemäss dem zurzeit geltenden Konzept «Robotic and Autonomous Systems Strategy» voll in die amerikanischen Heeresformationen integriert sein, deren Strukturen zweifellos substanziell verändert werden dürften. Dank leistungsfähigen Computern zur Verarbeitung der über eine Vielzahl von Sensoren vermittelten riesigen Datenmengen könnten Roboter Lagen selbständig beurteilen, Entscheide fällen und je nach Entwicklung der Lage ihre Einsatzverfahren anpassen. Luft- und landgestützte Mikroroboter, die wie Alfred Hitchcocks Vögel («The Birds», Film von 1963) in sich selbst organisierenden Schwärmen operieren, werden zu einer Überlastung der gegnerischen Abwehrdispositive führen.

Friktionen, wie sie Carl von Clausewitz in seinem Werk «Vom Kriege» beschrieben hat, werden auch bei Verwendung hochentwickelter technologischer Errungenschaften unausweichlich bleiben. Die Einführung von Robotern und autonomen Systemen wird zwar den Charakter des Krieges, nicht aber seine Natur als gewaltsame, bis auf die Spitze getriebene Auseinandersetzung zwischen gegensätzlichen politischen Vorstellungen mit tragischen Auswirkungen für Mensch und Gesellschaft ändern. Unter diesem Vorzeichen sind die Anstrengungen richtig, die das Internationale Komitee vom Roten Kreuz und die Campaign to Stop Killer Robots zurzeit unternehmen, um autonom operierende Waffensysteme im Rahmen der Uno-Waffenverbotskonvention oder eines Regimes nach dem Vorbild des Ottawa-Prozesses für ein Personenminenverbot zu ächten.

Source : NZZ

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